Wie ein Forscherteam am Institut National de la Santé et de la Recherche Médical (Inserm) in Paris in Tierversuchen heraus gefunden hat, steigert eine gesunde Darmflora die Wirksamkeit bestimmter Krebstherapien.
Die Forschergruppe um Sophie Viand berichtete in der Fachzeitschrift „Science“ von ihren Forschungsergebnissen, bei denen an Tumoren erkrankten Mäusen das Krebsmittel Cyclophosphamid verabreicht wurde. Hierdurch kommt es zu einer Veränderung der Bakterienflora im Dünndarm.
Bei den erkrankten Mäusen bewirkte es, dass sich bestimmte Bakterien im Lymphsystem des Darms sammelten und dort gezielt die Bildung von Helferzellen stimulierten, die das Wachstum von Krebszellen hemmen.
Bei turmorkranken Mäusen, die in einer keimfreien Umgebung aufgezogen oder mit Antibiotika behandelt wurden zeigte das Krebsmittel keinerlei Wirkung.
Die Forscher ziehen daraus die Schlussfolgerung, dass die Mikroflora des Darms einen großen Einfluss auf die Wirkung eines Krebsmedikamentes haben kann.
Entsprechend groß ist das Risiko von Antibiotikaeinsätzen während einer Krebstherapie, da hierdurch die Darmflora geschädigt wird.
Zu ähnlichen Ergebnissen kamen US Forscher am National Cancer Institut in Bethesda. Die Gruppe um Noriho Iida fand heraus, dass es bei einer Schädigung der Darmflora, etwa durch den Einsatz von Antibiotika, zu einer verminderten Reaktion bei bestimmten Formen der immunstimulierenden Krebstherapie kommt. Davon betroffen sind u.a. auch platinhaltige Medikamente, die in der Chemotherapie eingesetzt werden.
Während die in der aktuellen Ausgabe von „Science“ veröffentlichten Ergebnisse bisher nur aus Tierversuchen stammen, ist der Einfluss von Mikroorganismen auf die Wirkung des Krebsmittels Irinotecan beim Menschen dagegen bereits nachgewiesen.
Auch das Herzmittel Digoxin wird von bestimmten Mikroorganismen (Eggerthella lenta) wirkungslos gemacht.
Wir bereits in mehreren meiner Artikel angesprochen, kristallisiert sich in den letzten Jahren immer deutlicher heraus, welche wichtige Rolle die Mikroflora für das Immunsystem von Menschen und Tieren hat.
Inzwischen gehen Wissenschaftler davon aus, dass mehr als 50 der unterschiedlichsten Erkrankungen auf Veränderungen der Darmflora zurück zu führen sind.
Konsequenzen seitens der Schulmedizin aus diesen Erkenntnissen sind m. E. zur Zeit kaum erkennbar.