Artgerechte Ernährung von Hunden
Während meiner inzwischen mehr als 30- jährigen Tätigkeit als Tierarzt ist mir immer wieder die starke Verunsicherung der Hundebesitzer bezüglich der Ernährung ihres Tieres aufgefallen.
Es gibt unterschiedlichste Auffassungen bezüglich der Zusammensetzung des Futters, Anzahl der Tagesrationen, Nass-Futter, Trockenfutter, „BARF“ bis zu Tischresten oder selbstzubereiteter Ernährung.
Barf oder BARF ist eine Fütterung die aus den USA stammt. Der Begriff stand zunächst für „Born-Again Raw Feeders“ (wiedergeborene Rohfütterer), dann „Bones And Raw Foods“ (Knochen und rohes Futter) und wurde in Deutschland in „Biologisches Artgerechtes Rohes Futter“ umgewandelt.
Die Erfinder von BARF orientierten sich an den Fressgewohnheiten der Wölfe.
Ich werde in meinen folgenden Ausführungen der Frage nachgehen, ob dieser Gedankenansatz bei der Fütterung unserer Haushunde zulässig ist.
Jeder Hundebesitzer schwört auf seine Fütterungsart und lässt sich meist nur zu einer Umstellung bewegen, wenn gravierende gesundheitliche Probleme bei seinem Hund aufgetreten sind.
Andererseits ist es verblüffend, wie viele Hunde einen gesunden Eindruck machen, obwohl die Art ihrer Ernährung extrem unterschiedlich ist.
Ich werde auf die Gründe für dieses merkwürdige Phänomen später noch eingehen.
Um ein objektives Urteil über die optimale Ernährung unserer heutigen Haushunde zu erzielen, reicht es nicht aus, die Ernährungsgewohnheiten des fleischfressenden Wolfes als Kriterium anzusetzen. Man muß sich vielmehr überlegen, wie und weshalb es dazu kam, dass gerade der Wolf als erstes Tier domestiziert wurde und was sich letztendlich an unterschiedlichen Varianten unserer Haushunde aus diesem wilden Tier entwickelt hat.
Sicherlich haben sich innerhalb von ca. 20.000 Jahren ( Zeitpunkt den Wissenschaftler als sicher für den Beginn der Domestikation ansetzen, da es Knochenfunde aus dieser Zeit gibt, die Merkmale einer Veränderung des Fressverhaltens aufweisen) durch Anpassung an den Menschen einige Unterschiede im Erbgut von Wolf und Hund ergeben. Dies konnten Wissenschaftler anhand von aktuellen Genstudien belegen.
Es ist auch nicht unwichtig, mit einzubeziehen, wie der Mensch sich zum Zeitpunkt der Domestikation des Hundes ernährt hat, denn der Hund mußte sich überwiegend von den Nahrungsresten ernähren, die der Mensch für ihn überließ.
Während die frühen Vertreter der Homini sich überwiegend pflanzlich ernährten, worauf aufgrund der Beschaffenheit ihrer Zähne zu schließen ist, gibt es früheste Hinweise auf Fleischverzehr, die um die 3,3 Millionen Jahre alt sind.
Funde von fossilen Steinwerkzeugen und Schnittspuren an Knochen lassen vermuten, dass es sich dabei bereits um den Verzehr von größeren Wirbeltieren gehandelt hat.
Bei der Umstellung von Pflanzenkost auf gemischte Kost überwog jedoch weiterhin stark die Pflanzenkost.
Im weiteren Verlauf der Stammesgeschichte der Menschen nahm das Hirnvolumen immer weiter zu. Daher gehen Wissenschaftler davon aus, dass der erhöhte Bedarf an Proteinen für den damaligen Menschen leichter aus tierischer Kost zu gewinnen war.
Der Homo erectus erlernte den Umgang mit Feuer und begann zusätzliche Nahrungsquellen zu erschließen.
Spätestens vor 450.000 Jahren gab es in Europa menschliche jagdliche Aktivitäten, was aus Funden an Waffenresten eindeutig belegt werden kann.
Man vermutet, dass sich in dieser Zeit der Fleischanteil an der Ernährung des Menschen vermehrt hat.
Dennoch kann man nach heutigem Kenntnisstand davon ausgehen, dass der Mensch von Natur aus weder ein reiner Pflanzen- noch ein reiner Fleischfresser ist, sondern ein sogenannter Allesfresser (Omnivore).
In Bezug auf die Domestizierung des Hundes interessiert der von vielen Wissenschaftlern angenommene Zeitpunkt vor 20.000 Jahren.
Zu dieser Zeit war der Mensch überwiegend sesshaft und erfand den Ackerbau.
Die Ernährung des Menschen änderte sich, indem Gerichte mit Getreide, die einen hohen Stärkeanteil hatten, häufiger auf dem Speiseplan standen. Tiere, die Stärke verdauen konnten, profitierten vom neuen Trend der Körner- und Gemüsekost aus den angelegten Äckern. Es stellt sich die Frage, wie Nachkommen des fleischfressenden Wolfes mit dieser Ernährung überleben konnten. Es müssen bereits zu dieser Zeit Veränderungen am Erbgut stattgefunden haben.
Dies bestätigten zwei aufeinander folgende Untersuchungen von schwedischen Wissenschaftlern 2013 und 2014, die Genvarianten von Wölfen und Hunden untersuchten. Sie kamen zu interessanten Ergebnissen.
Bei der Untersuchung von 3,8 Millionen Genvarianten fanden sie heraus, dass das Erbgut des Hundes und des Wolfes eine bisher nicht bekannte Besonderheit aufweist.
Im Erbgut der Hundevorfahren und der modernen Hunde gibt es Gene, die ein bestimmtes Enzym codieren und dieses ermöglicht es ihnen, stärkereiche Kost, wie sie z. B. in Weizen und Hirse vorkommt, zu verdauen.
Bei der zweiten Untersuchung stellte sich jedoch heraus, dass die Kopienanzahl des entsprechenden Gens innerhalb unserer heutigen Hundepopulation rassespezifisch und individuell sehr schwankt.
Die Erklärung hierfür liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit in der Vielzahl der Hunderassen und an der unterschiedlichen Herkunft sowie den unterschiedlichen Haltungsbedingungen.
Hatte schon die erste Untersuchung Kontroversen bei den Verfechtern unterschiedlicher Fütterungspraktiken ausgelöst, so trat nach dem Ergebnis der zweiten Untersuchung eine noch größere Verunsicherung unter Hundehaltern auf.
Neueste Untersuchungen von Genetikern aus Frankreich, die erst November 2016 veröffentlicht wurden konnten jedoch die Ergebnisse der schwedischen Forscher unterstützen.
Sie untersuchten Hundeknochen aus der Zeit zwischen 15000 und 4000 Jahren vor unserer Zeit und stellten fest, dass in diesem Zeitraum die Zahl der Kopien des Gens Amy 2 B, das im Hundegenom für die Verdauung von Stärke zuständig ist, deutlich zugenommen hat.
Damit wird klar, dass der Übergang des Menschen vom Jäger und Sammler zum sesshaften Bauern für Hunde eine wichtige Rolle gespielt hat.
Nicht nur das menschlichen Verdauungssystem hat sich an die Lebensweise der Jungsteinzeit angepasst, sondern auch das des Hundes.
Durch die aktuellen Forschungsergebnisse ist die These widerlegt, Hunde wären nicht in der Lage, Getreide zu verstoffwechseln, da es der Wolf nicht kann.
Außerdem zeigt uns der Exkurs in die Domestikation des Hundes, dass der Hund als Begleiter und in Abhängigkeit vom Menschen lebend sehr anpassungsfähig sein musste, denn auch die menschlichen Ernährungsgewohnheiten waren jahreszeitlich sehr unterschiedlich und der Hund musste, wie schon erwähnt, überwiegend von den Nahrungsresten des Menschen leben. Als reiner Fleischfresser hätte er nicht überleben können.
Noch heute gibt es ähnlich aufwachsende Hunde in verschiedenen südlichen und osteuropäischen Ländern, die sich von Nahrungsresten aus Mülltonnen ernähren müssen.
Wären sie reine Fleischfresser, wie der Wolf, hätten sie in den Städten und Dörfern keine Chance zu überleben.
Die Vielseitigkeit ihrer Nahrungsverwertung und die Robustheit ihres Magen- Darmtraktes macht sie zu wahren Überlebenskünstlern.
Ein wesentlicher Faktor für diese Robustheit des Magen- Darmtraktes ist die Mikroflora des Hundes, die wie bei allen höheren Lebewesen eine wichtige Rolle bei allen Verdauungsprozessen spielt.
Mikroorganismen sind die Vermittler zwischen der Außenwelt und dem tierischen (menschlichen) Körper.
Der überwiegende Anteil der zugeführten Nahrungsbestandteile kann in der aufgenommenen Form nicht in den Körper gelangen. Er muß durch vom Körper produzierte Stoffwechselprodukte und durch Mikroorganismen in eine Form gebracht werden, in der er vom Darm in den Körper gelangen kann.
Doch das ist nicht die einzige Aufgabe der Mikroflora des Verdauungstraktes. Mikroorganismen produzieren Enzyme, Vitamine, Aminosäuren, Fettsäuren und andere essentielle Stoffe.
Sie verdrängen pathogene Mikroorganismen, Parasiten und Pilze und stabilisieren das Immunsystem. Stoffwechselgifte werden abgebaut und die Schleimproduktion in den Darmschleimhautzellen wird von ihnen angeregt.
Ohne die Besiedlung des Darms mit Mikroorganismen ist ein Überleben nicht möglich.
Da Hunde eher als Allesfresser mit Tendenz zum Fleischfresser angesehen werden können, hat sich die Mikroflora des Darmes an die unterschiedliche Nahrungszufuhr angepasst. Sie ist relativ variabel, je nach zugeführter Nahrung, wie dies weder bei reinen Fleischfressern noch bei Pflanzenfressern der Fall ist.
Dennoch können sicherlich plötzliche Nahrungsumstellungen problematisch sein, da trotz der geringen Reproduktionszeit von Mikroorganismen ein gewisser Zeitraum für die Anpassung an eine veränderte Ernährung zur Verfügung stehen muss.
Betrachtet man das eher unkomplizierte Magen- Darmsystem des Hundes, so ist es verwunderlich, das einige Hundehalter große Probleme bei der Ernährung ihrer Tiere haben.
Wahrscheinlich ist auch dies ein Hinweis auf die enge Beziehung, die der Mensch mit dem Hund eingegangen ist und die darin gipfelt, dass der Hund die gleichen körperlichen Probleme aufweist, wie sein Frauchen oder Herrchen. Durch schädigende Umwelteinflüsse und die zu häufige Zufuhr von Medikamenten, wie Antibiotika, Abführmittel, Cortison sowie die Darmschleimhaut angreifende Schmerzmittel ist die Mikroflora des Darmtraktes nicht mehr in der Lage, die wichtigen Schutzfunktionen aufrecht zu halten. Krankmachende Mikroorganismen übernehmen die Oberhand.
In einer Studie der Charité, Berlin unter der Leitung von Frau Dr. Christina Zielinski von der Klinik für Dermatologie und Allergologie in Zusammenarbeit mit dem Institute for Research in Biomedicine Bellizona, Schweiz wurden Beobachtungen gemacht, die aufzeigen, dass die Zusammensetzung der Mikroflora einen entscheidenden Einfluss auf die Entstehung chronischer Erkrankungen hat. Frau Dr. Zielinski, Erstautorin der Studie, die auch im Wissenschaftsjournal „Nature“ veröffentlicht wurde, ist aufgrund ihrer Untersuchungsergebnisse davon überzeugt, dass ein Ungleichgewicht der Mikroflora für die Entstehung von Autoimmunerkrankungen wie Schuppenflechte, Multiple Sklerose, Arthritis, Neurodermitis, Rheuma, Morbus Crohn, Allergien, Diabetes u.a. verantwortlich ist.
Dies wäre eine zusätzliche Erklärung für die guten Heilungserfolge, die ich seit Jahren mit dem Einsatz von spezifischen Mikroorganismen-Komplexen bei Tieren mit akuten und chronischen Erkrankungen gemacht habe.
Ich setze Mikroorganismen-Komplexe auch prophylaktisch bei einem Großteil meiner Patienten ein, um eine optimale mikrobielle Mikroflora zu gewährleisten. Unter meiner Rubrik „Mikrobiologische Therapie“ wird der Einfluss von Mikroorganismen auf die Gesundheit von Tieren (und Menschen) noch einmal verdeutlicht.
Da ich auch Hundezüchter bin, habe ich ebenfalls in meiner Zucht hervorragende Ergebnisse durch den Einsatz von Mikroorganismen-Komplexen erzielen können. Meine Welpen, sowie das Gesäuge des Muttertieres werden bereits direkt nach der Geburt mit spezifischen Mikroorganismen eingesprüht. Ich habe dadurch in den letzten Jahren keine Infekte bei den Welpen und den Muttertieren gehabt, was in den Jahren davor gelegentlich vorkam.
Einige Hundezüchter (und auch Katzenzüchter) haben inzwischen dieselben Erfahrungen gemacht.
Fast alle „Zivilisationserkrankungen“ des Menschen gibt es inzwischen auch bei Hunden und der Hund ist bei einigen Menschen inzwischen nicht mehr der Gefährte bei der Jagd oder der Wachhund, sondern seinen Besitzern so ans Herz gewachsen, dass er als gleichwertiges Familienmitglied angesehen wird. Daraus resultieren einige Ernährungsmodalitäten, die sich negativ auf die Gesundheit des Hundes auswirken können.
Um sich dies klar zu machen, muss man einige wichtige Besonderheiten kennen, die unseren treuen Begleiter von uns gravierend unterscheiden.
Der Hund gehört zu den Nasentieren (Makrosmatikern). Je länger die Hundeschnauze, desto besser das Riechvermögen. Im Vergleich zum Menschen hat der Hund 20 bis 50 Mal mehr Riechzellen. Die Riechleistung ist aber sogar etwa eine Million mal besser als die des Menschen, da der Hund in kurzen Atemzügen bis zu 300 Mal in der Minute atmen kann.
Der Geschmackssinn des Hundes dagegen ist wesentlich schlechter ausgeprägt als der des Menschen. Der Hund verfügt über ca. 1700 Geschmacksknospen, der Mensch über 9000.
Die Verdauung des Hundes beginnt im Magen, nicht wie beim Menschen im Mund, wo bereits eine enzymatische Umwandlung von Kohlenhydraten in verwertbare Stoffe einsetzt.
Hunde schlingen daher ihr Futter herunter (je besser der Geruch, desto schneller die Aufnahme). Ein Sättigungsgefühl setzt besonders bei konzentrierter Nahrung nicht ein. Da Hunde, wie auch andere Caniden ursprünglich Vorratsfresser sind, sind sie in der Lage, große Mengen Nahrung aufzunehmen aber auch lange Zeit ohne Nahrung auszukommen. Die an Hunde verfütterten Rationen reichen in der Regel nicht aus um den Hund so zu sättigen, daß er nicht nach mehr verlangt. Insofern ist es für die meisten Hundebesitzer schwer, ihren geliebten Hausgenossen schlank zu halten. Damit sind sie überwiegend schon selbst überfordert. Wenn man aber das Freßverhalten des Hundes kennt, und weiß, daß der Vorgang zumeist in Minuten- wenn nicht in Sekundenschnelle abgeschlossen ist, so muß einem klar sein, daß ein halbstündiger Spaziergang oder gar eine sportliche Betätigung für den Hund eine wesentlich höhere Lebesqualität darstellt, als ein übervoller Futternapf.
Meine Empfehlung ist, die Futtertagesration morgens bereitzustellen und auf 2-3 Mahlzeiten zu verteilen. Wird dann noch ein Teil dieser Menge als Belohnung, für erzieherische Maßnahmen oder einfach nur als „Leckerchen“ abgezweigt und auf sämtliche zusätzliche Dinge verzichtet, wird man keine Probleme mit Übergewicht bei seinem Vierbeiner haben.
Mehrere Mahlzeiten bedeuten mehr Lebensqualität!
Regelmäßige Fütterung entspricht nicht den natürlichen Gegebenheiten, stellt anderseits jedoch auch kein Problem dar.
Nach Erfahrungen aus meiner Praxis stellt Überernährung (wie beim Menschen) heute das größte gesundheitliche Problem dar. Mangelernährung dagegen das Geringste.
Überernährung führt bei Hunden zu Herzkreislauferkrankungen, Störungen des Bewegungsapparates und zu endokrinologischen Erkrankungen (Diabetes mellitus, Hypothyreose etc.)
Jede der anfangs angeführten Ernährungsarten, sei es Nass- oder Trockenfutter oder „BARF“ führt zu Problemen, wenn eine Übergewicht damit verbunden ist. Eine Ernährung mit menschlichen Speiseresten ist m.E. besonders fragwürdig.
Aufgrund meiner eigenen Erfahrung als langjähriger Tierarzt und Hundezüchter bin ich davon überzeugt, dass eine vollwertige Ernährung der Hunde am einfachsten ist, wenn man qualitativ hochwertiges Hundefertigfutter verfüttert. Gegen Trockenfutter ist m. E. nichts einzuwenden. Es bietet hingegen viele Vorteile.
Ein hochwertiges Hundetrockenfutter enthält alle essentiellen Nahrungsbestandteile, die im Darm des Hundes nicht von körpereigenen Stoffen und von Mikroorganismen hergestellt werden können. Der Gedanke, dass Trockenfutter in der aufgenommenen trockenen Konsistenz den Darm passiert ist absurd. Im Dünndarm hat das Trockenfutter genau dieselbe dünnbreiige Konsistenz wie ein Nassfutter oder BARF. Daß die Wasseraufnahme des Hundes bei der Aufnahme von Trockenfutter höher liegt, versteht sich von selbst. Ein zusätzliches Argument für ein qualitativ hochwertiges Trockenfutter ist der Umstand, das beim Transport von Nassfutter ein vielfaches an Volumen und Gewicht transportiert werden muss. Wenn man von etwa 10,7 Millionen Hunden (2020) und zusätzlich 15,7 Millionen Katzen, für die das Gleiche gilt, ausgeht, kann man sich leicht den ökologischen Nutzen ausrechnen, den die Fütterung mit Trockenfutter gegenüber Nassfutter hat. Hinzu kommt, dass Nassfutter in der Regel Konservierungsstoffe enthält und oft auch zusätzliche Geruchs-und Geschmacksverstärker, sowie Farbstoffe, die eher darauf abzielen das Futter für den Tierbesitzer, der die Dose öffnet attraktiv erscheinen zu lassen.
Beim Barfen sind in der Regel die Proteinanteile zu hoch und es ist schwierig das Futter dem Alter, der Größe und der Leistung, die der Hund zu erbringen hat anzupassen. In meiner Praxis konnte ich die Erfahrung machen, daß der prozentuelle Anteil von chronisch kranken Hunden, die „gebarft“ werden keinesfalls niedriger liegt als bei Hunden, die konventionelles auf sie zugeschnittenes Futter erhalten.
Ein zusätzliches Argument für die Fütterung mit Trockenfutter sind die bei Nassfutter anfallenden größeren Mengen an Verpackungen. Ökologie sollte nicht nur für von uns benötigte Produkte ein Thema sein. Außerdem sollten wir „Hundeliebhaber“ uns besonders umweltfreundlich verhalten, um nicht zusätzlicher Kritik von Menschen ausgesetzt zu sein deren Begeisterung für Hunde sich in Grenzen hält.
Ein sehr wesentlicher Faktor für eine gesunde Ernährung von Hunden ist eine Differenzierung nach Alter und Größe des Hundes.
Ein Hundefutter für alle Hundegrößen und alle Altersklassen kann nicht mit dem Prädikat „GUT“ bewertet werden, wie dies aktuell in Testberichten erfolgte.
Der Stoffwechsel eines Yorkshire-Terriers ist nicht vergleichbar mit dem einer Deutschen Dogge, auch wenn ein Großteil der 19.000 Gene des Hundes gleich sind, bis auf 50 Gene, die darüber entscheiden, ob ein Hund groß oder klein ist, welche Ohren- oder Nasenform er hat und wie sein Fell aussieht.
Ein Welpe benötigt in der ersten Phase nach Absetzen von der Mutter, was nicht abrupt erfolgen sollte, ein Starterfutter und danach ein Welpenfutter. Je nach Größe des Hundes sollte dies ein Futter für kleine, mittlere, große oder Riesenrassen sein. Auch der Zeitraum der Fütterung eines Welpenfutters richtet sich nach der Größe des Hundes. Bei kleineren Hunden kann das Welpenfutter in der Regel nach ca. 1 Jahr abgesetzt werden, wohingegen bei Riesenrassen teilweise bis zu 24 Monate ein Welpenfutter gefüttert werden sollte, da die Calzifizierung der Knochen erst dann abgeschlossen ist. Auch bei dem Erwachsenenfutter ist die Größe des Hundes zu berücksichtigen. Ältere Hunde sollten je nach Größe ab einem bestimmten Alter ein Futter mit einem niedrigen Protein- und Phosphorgehalt bekommen, um mit zunehmenden Alter die Leber und die Nieren zu entlasten. Je größer der Hund, desto früher sollte zu einem Seniorfutter übergegangen werden.
Zusammenfassend kann man sagen, daß eine gesunde Ernährung von Hunden am einfachsten ist, indem man eine qualitativ hochwertige Hundevollkost verfüttert. Sie muß entsprechend der Größe , der Leistung und dem Alter des Tieres individuell auf den Hund zugeschnitten sein.
Für kranke Hunde gibt es entsprechende Diätfutter, die oft das wichtigste Glied in der Kette von therapeutischen Maßnahmen darstellen. Aus diesem Grund muß jeder Tierarzt neben seinen medizinischen Kenntnissen auch auf neuesten Stand der Ernährungsphysiologie sein. Inzwischen werden von verschiedenen Firmen Weiterbildungsseminare für Tierärzte und Tierärztliche Fachangestellte angeboten, die auf starkes Interesse stoßen. Deshalb ist es für einen Hundebesitzer, besonders wenn er keine Erfahrung in der Haltung von Hunden hat, ratsam seinen Tierarzt zu Rate zu ziehen, und auf wohlgemeinte Ratschläge von angeblichen Experten mit Vorsicht zu reagieren.
Bilderquellen: Wikimedia Wolf Homo erectus Skelett / Image After Hund
Labor für Klinische Diagnostik Bad Kissingen,im März 2013-02-05
BARFen ist auch weiter eine Fütterung, die sich wachsender Beliebtheit bei Hundehaltern erfreut. Dem Umstand, dass die Ration zunächst nicht vollständig ausgewogen ist, wird in sehr unterschiedlicher Art Rechnung gezollt. Zur Abklärung möglicher Über- oder Unterversorgungen bieten wir seit einiger Zeit ein Profil an,welches wir Ihnen ans Herz legen wollen. Eine erste Auswertung von über 200 Proben zeigt, dass wir in 8% der Tiere eine Hypokalzämie sehen, in 19% liegt eine Hyperphosphatämie vor. Während wir Über- und Unterschreitungen des Referenzbereichs bei Vitamin D3 in 7 bzw. 11% sehen, liegen bei 57% der Tiere Vitamin A Spiegel unter dem Referenzbereich vor. Analytik zur Optimierung solcher zuhause zusammengestellten Diäten sollte unser aller Ziel sein, um alimentär bedingte Erkrankungen zu verhindern.
Bildquelle: Beef Aspic Yum
Was den Hund vom Wolf unterscheidet
Schwedische Wissenschaftler fanden heraus, dass im Erbgut von Hundevorfahren und unseren heutigen Hunden Gene vorhanden sind, die ein bestimmtes Enzym codieren, das es ihnen ermöglicht stärkereiche Kost zu verdauen. Im Unterschied zu heute lebenden Wölfen, die fast ausschließlich von Beutetieren leben, sind Hunde damit in der Lage, Nahrung zu verdauen, die auch von den Menschen in der Jungsteinzeit bevorzugt wurde. Denn mit der Sesshaftwerdung der Menschen begannen auch die ersten ackerbaulichen Betätigungen und damit der Trend zu Gemüse- und Körnerkost.
„Die Fähigkeit Stärke zu verdauen ist wahrscheinlich ein sehr wichtiger Schritt in die Domestikation der Hunde gewesen“, schreiben die Wissenschaftler im Journal „Nature“. Durch diese Entdeckung stellt sich die Frage, ob das zur Zeit im Trend liegende „Barfen“, bei der Fütterung mit rohem Fleisch im Vordergrund steht, wirklich die optimale Ernährung für Hunde ist. Besonders wenn man bedenkt, dass der hohe Fleischkonsum bei der westlichen Bevölkerung zu erheblichen gesundheitlichen Problemen geführt hat.
Eine Reduzierung der weltweite Fleischproduktion ist sowohl aus gesundheitlichen, tierschützerischen (Massentierhaltung), ökologischen (Sojaexport von Brasilien nach China als Futtermittel für Schweine, die Äcker waren ursprünglich Tropenwälder) und humanitären (Hungersnöte in Ländern der dritten Welt) Gründen dringend erforderlich.
Update 09.11.2016
Die Jungsteinzeit veränderte auch das Erbgut
Hunde spielten beim Übergang von Jägern und Sammlern hin zu sesshaften Bauern eine wichtige Rolle. Wie stark sich das Erbgut der Tiere seither verändert hat, haben Genetiker aus Frankreich untersucht. Wie sie im Fachblatt „Open Science“ der britischen Royal Society schreiben, haben sie Knochen aus der Zeit zwischen 15.000 und 4.000 Jahren vor heute untersucht. Dabei sahen sie, dass in dieser Zeit im Hundegenom die Zahl der Kopien des Gens Amy2B deutlich zugenommen hat. Dieses Gen ist für die Verdauung von Stärke zuständig, die etwa in Weizen und Hirse vorkommt. Die Forscher sehen dies als Beleg dafür, dass sich nicht nur das menschliche Verdauungssystem an die Lebensweise der Jungsteinzeit angepasst hat, sondern auch das des Hundes.
Quelle: R. Soc. open sci/Ms
Literaturverzeichnis:
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Wiley online library, Volume 45, Issue 5, Pages 716-722
Axelsson, Erik, Universität Uppsala
Genvarianten von Wolf und Hund. In: „Nature“ Januar 2013
van Beek, Looringh F.A., Leegwater, P.A.J., Herrmann, T., Broere,F., Rutten,V.P.M.G.
Willemse,T., Van Rhijn,I. 2013 June
Tandem repeats modify the structure ofthe canine CD1D gene
Wiley online library, Volume 44, Issue 3, Pages 352-355
Nielsen, Henrik Bjørn, Techn. Universität Lynqby, Neue Erkenntnisse über die Zusammensetzung der Darmflora „Nature Biotechnologie“, 7/2014
„Open Science“, November 2016, Jungsteinzeit veränderte auch das Erbgut von Hunden
Quelle: R.soc.open sci/Mst
Rimbault. M., et. al.
Derived variants at six genes explain nearly half of size reduction in dog breeds.
Pub Med. gov. Genom Res. 2013 Dec; 23(12):1985-95. doi: 10. 1101/ gr. 157339.113.
Epub 2013 Sep 11. |