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Wikipedia / Tomas Castelazo

Aus einer Studie, die im September 2021 in der Fachzeitschrift „Cell Reports“ veröffentlicht wurde, geht hervor, dass mit dem Altern eine Veränderung des Dünndarm-Mikrobioms eintritt.

Bei älteren Menschen fanden sich mehr Mikroorganismen aus den Familien Enterococcaceae, Lactobacilla ceae, Enterobacteria ceae und der Gattung Bacteroides.
Die Bakteriengruppen können lt. Heidi Zapata, Spezialistin für Infektionskrankheiten an der Yale School of Medicine, beim Menschen Krankheiten verursachen.

Lt. Gastroenterologe Mark Pimentel nahm auch die Gesamtbakterienvielfalt im Alter ab. Zurückliegende Studien hatten bereits einen Zusammenhang zwischen einer verringerten Bakterienvielfalt und Morbus Chron., Colitis ulcerosa, Darmkrebs und verschiedenen Autoimmunerkrankungen herstellen können (s. auch meinen Artikel 12/17).

In weiteren Forschungen 2017 hatte sich auch bereits gezeigt, dass jüngere keimfreie Mäuse, denen man Darmbakterien von älteren Mäusen transplantierte, daraufhin an altersspezifischen entzündlichen Prozessen erkrankten. Nach der neuen Studie gilt es, herauszufinden, ob sich das Mikrobiom aufgrund des Alters generell verändert, oder ob eine Veränderung der Zusammensetzung der Darmflora zu beschleunigten Altersprozessen und altersspezifischen Erkrankungen führt.

Dies beabsichtigt Pimentel in weiteren Experimenten bei denen Mikrobiome von alten Tieren auf junge Tiere übertragen werden, herauszufinden.

Interessant wäre auch, das Mikrobiom von besonders alten Individuen zu untersuchen, um anhand der Zusammensetzung deren Darmflora festzustellen, welche Bakterienstämme oder sonstige Merkmale für die Langlebigkeit verantwortlich sind.

Bereits der Nobelpreisträger Metschnikow (1845-1916), der erste Wissenschaftler, der die Bedeutung von bestimmten Zellen für die Immunabwehr beschrieb und damit als der Begründer der modernen Immunologie angesehen werden kann, befasste sich in seinen späteren Jahren mit den Möglichkeiten zur Lebensverlängerung durch Verdrängung von pathogenen Bakterien im Darm.

Wikipedia / Ilya Ilyich Mechnikov, Nobel Prize in Physiology 1908

Er sah als Ursache des (für ihn biologisch nicht notwendigen) Alterungsprozesses Entzündungsvorgänge an, die durch diese Stämme hervorgerufen wurden.

Seine Forschungen an mit Bakterien angereicherten Nahrungsmitteln (Probiotika) dienten dem Ziel, Altern und damit den Tod hinauszuzögern.

Milchsäureproduzierende Bakterien, wie sie in Sauermilch und Joghurt, ganz besonders aber in Kefir vorkommen, sollten dabei schädliche Bakterien verdrängen und so der Lebensverlängerung dienen.

Wenn künftige wissenschaftlich Untersuchungen belegen können, dass mikrobielle Veränderungen im Darm den Alterungsprozess beschleunigen und nicht umgekehrt, dann sollte dem Schutz und dem Aufbau der Darmflora, besonders bei alten Menschen eine besondere Bedeutung zukommen.

Lt. Zapata sollten Antibiotika mit Bedacht eingenommen werden und auch andere Medikamente, die die Mikroflora des Darms schädigen können, sowie der Einsatz von Breitbandantibiotika vermieden werden, da diese Arzneimittel die Vielfalt der Darmbakterien verringern und  ungesunde Bakterien die Oberhand gewinnen.

„Eine unausgewogene Darmflora kann definitiv zu Infektionen und Krankheiten führen“, fügt die Immunologin hinzu. „Es ist wichtig, diese altersbedingten Veränderungen zu verstehen, um möglicherweise den Alterungsprozess verbessern zu können.“