Saccharomyces cerevisiae ist eine Mikrobe, mit der wir schon sehr lange vertraut sind. Über Jahrhunderte haben Bäcker, Winzer und Bierbrauer verwandte Stämme dieser Hefe für die Herstellung ihrer inzwischen weltweit verbreiteten Produkte eingesetzt. S. c. wurde bereits vor mindestens 6000 Jahren in Mesopotanien eingesetzt, als man dort mit dem Brauwesen begann. Erste wissenschaftliche Untersuchungen führte Louis Pasteur gegen Ende des 19. Jahrhunderts durch.
Durch Studien an Hefen in den folgenden Jahrzehnten entschlüsselten Biochemiker die einzelnen Schritte, über die lebende Zellen Nahrung abbauen. Einer der ersten nachgewiesenen Stoffwechselwege war die Umwandlung von Zucker in Alkohol und Kohlendioxid durch Hefen, bei der Energie gewonnen wird, was für die Bäcker und Brauer nützlich war.
Aus der Sicht der Hefe sind Kohlendioxid und Alkohol Abfallprodukte, für uns sind sie äußerst wertvoll. Bäcker nutzen das Erste von beiden Produkten und Winzer schätzen das zweite für ihre herrlichen Produkte.
Obwohl Wissenschaftler sich erst seit kürzerer Zeit mit der Hefe beschäftigen, haben sie diesen Mikroorganismus während des zurückliegenden Jahrhunderts derart intensiv untersucht, dass wir heute seine Biochemie und seine Genetik so gründlich kennen, wie die keines anderen höheren Organismus.
Bereits 1992 konnte die Kommission der EU hocherfreut bekannt geben, dass im Rahmen eines EG-finanzierten Projektes die gesamte Sequenz (315 000 Einheiten) eines der 16 Chromosomen von S. c. entschlüsselt wurde. An diesem Kraftakt waren Wissenschaftler aus 17 Ländern in 35 Labors beteiligt.
Es zeigt die wissenschaftliche Bedeutung dieser Hefe, aber auch von anderen Mikroorganismen von denen ich einige bereits vorgestellt habe und denen ich in meinen regelmäßig erscheinenden Artikeln noch etliche folgen lassen werde.